Zürich: Igel gesucht

Igel unter Druck?

Igel leben heute im Siedlungsraum in höherer Dichte als in ländlichen Gebieten. Dies war das Er­gebnis eines Forschungsprojekts von 1992, in welchem die Igelpopulation der Stadt Zürich detail­liert erforscht wurde. In den letzten Jahren liessen jedoch Beobachtungen aus einem wissen­schaftlichen Projekt in Zürich und Erfahrungen im Rahmen der Beobachtungsmeldeplattform www.stadtwildtiere.ch befürchten, dass heute weit weniger Igel in Wohnquartieren des Schwei­zer Mittellandes leben als noch vor 20 Jahren. Studien aus Grossbritannien zeigen gar einen Rückgang des Igelbestandes von 30 bis 50% in den letzten 10 Jahren.

Wie steht es um die Igel in Zürich?

Dieser Frage gingen wir 2016 im Projekt „Igel ge­sucht“ in Zürich nach. Dazu wurde die Stadtzürcher Bevölkerung aufgerufen, Igelbe­obachtungen zu melden. Zudem wurde mithilfe der StadtNaturBeobachter*innen und weiteren Freiwilligen mittels Spurentunnel die Ver­breitung der Igelpopulation in Zürich untersucht. 

Spurentunnel mit Einlage. Läuft ein Igel durch den Tunnel, tritt er auf die Farbkissen und hinterlässt somit seine Fussabdrücke auf dem Papier. Damit können die Besucher des Spurentunnels bestimmt werden.
Einsatz von vielen Freiwilligen

Zwischen Mai und Oktober 2016 gingen 351 Meldungen von Igelbeobachtungen auf der Melde­plattform www.stadtwildtiere.ch für Zürich ein. Dank des engagierten Einsatzes vieler Freiwilliger konnten 460 Spurentunnel auf Stadtgebiet aufgestellt und während fünf Tagen betreut werden. In 121 der 460 Spurentunnel (26%) konnten Igelnachweise erbracht werden.

Weniger Igel in der Stadt Zürich?

Die ersten Resultate des Projekts zeigten, dass Igel noch immer in vielen Stadtquartieren verbreitet sind. Auffällig war jedoch, dass die Igeldichte zwischen den Stadtgebieten stark variiert und dass die Verbreitungskarte von 2016 im Vergleich zur Karte von 1992 besorgniserregende Lücken auf­weist. 

Mit den Daten der "Aktion StadtIgel" von 2017 haben wir die Grösse der Igelpopulation in Zürich geschätzt und diese mit den Daten von 1992 verglichen. Dadurch wurde klar, dass die Igel in den letzten 25 Jahren stark zurückgegangen sind. Die Anzahl der Igel auf der Untersuchungsfläche (46km2) sind in dieser Zeit von ca. 1500 Igel auf weniger als 900 Igel geschrumpft. Dies entspricht einer Abnahme von 40%. Gleichzeitig hat sich die Fläche, die von Igeln bewohnt wird, um 18% reduziert . Besonders stark war der Rückgang in den Quartieren Altstetten und Wipkingen. Während in beiden Gebieten 1992 viele Igel unterwegs waren, konnten wir in den Spurentunnel 2016 und bei der Igelzählung im Jahr 2017 hier kaum noch Igel finden.

Igel vor einem Spurentunnel.
Weniger Insekten, weniger Igel

Wir vermuten, dass die Abnahme der Insekten einen der Hauptgründe für den Rückgang der Igel darstellt. Igel sind Insektenfressen und ernähren sich beispielsweise von Laufkäfern, Regenwürmer oder Raupen. Leider werden Pestizide in Gärten und den Aussenräumen von Gebäuden noch immer häufig eingesetzt, womit auch die Nahrungsgrundlage der Igel vernichtet wird. Eine weitere mögliche Ursache könnte die Verdichtung der Stadt sein, durch die der Lebensraum verloren geht. Weitere, aber wohl weniger wichtige Gründe sind die Zunahme der Dachse, ein Fressfeind des Igels, der Autoverkehr sowie Parasiten und Krankheiten. 

Artporträt

Erinaceus sp.